Bundesamt für Verfassungsschutz mahnt zur Vorsicht bei Kontaktaufnahme chinesischer Headhunter über soziale Netzwerke
Soziale Netzwerke wie Facebook, LinkedIn und Xing bieten viele Möglichkeiten, sich mit interessanten Leuten zu vernetzen, Kontakte zu knüpfen oder einen neuen Job zu finden. Doch wie das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) seit etwa zwei Jahren feststellt, sind chinesische Nachrichtendienste getarnt in sozialen Netzwerken aktiv und versuchen nachrichtendienstliche Quellen für Spionagetätigkeiten zu werben. Die Personen aus Fernost geben sich als Mitarbeiter von Headhunting- und Beratungsagenturen, von Thinktanks oder als Wissenschaftler aus. Nach ersten Kontakten über die sozialen Netzwerke folgt eine Einladung nach China. Dort fordert man die Person auf, gegen Bezahlung interne, sensible Informationen aus dem Aufgabenbereich weiterzugeben.
Von den chinesischen Anwerbungsversuchen sind häufig Parteien, Fraktionen und insbesondere Parlamentarier sowie deren Mitarbeiter betroffen. Beamte deutscher und europäischer Behörden, aber auch Diplomaten, Bundeswehroffiziere, Mitarbeiter der Zentralbanken sowie von Stiftungen und Politikberatungen.
Das Bundesamt für Verfassungsschutz vermutet, dass es sich dabei um einen breit angelegten Versuch der Infiltration von Parlamenten, Ministerien und Behörden handle.
Die Handelskammer Deutschland-Schweiz hat dazu eine umfassende Information veröffentlich:
Kostengünstige Rekrutierungsmethode
Diese massenhaft betriebene Rekrutierungsmethode ist für chinesische Nachrichtendienste einfach, kostengünstig und risikoarm; sie ersetzt aufwändige sowie risikobehaftete Reiseaktivitäten in das westliche Ausland mit den jeweiligen individuellen Anwerbungsoperationen. Die chinesischen Nachrichtendienste treten hierbei nicht offen auf, sondern tarnen sich als Mitarbeiter von Thinktanks, als Wissenschaftler (Research Fellow) oder Angehörige chinesischer Behörden (z. B. einer Stadtverwaltung). Manchmal treten sie auch als Headhunter oder Manager von Beratungsfirmen auf. Sie geben vor, sich für das jeweilige Arbeitsgebiet ihres Kontaktpartners zu interessieren und fragen an, ob man sich austauschen könne. Auch wird mitgeteilt, dass ein ≪wichtiger Kunde≫ in China Interesse an Analysen aus dem Arbeitsgebiet der oder des Deutschen habe.
Einladung nach China
Sobald die angesprochene Person Interesse zeigt, verläuft die Anbahnung typischerweise wie folgt: Die chinesischen Kontaktpersonen bitten im nächsten Schritt um die Übersendung eines Lebenslaufs und eine Probearbeit, für die z. T. bereits bezahlt wird. Wenn die Probearbeit zur Zufriedenheit ausgefallen ist oder der Kontakt strategisch wertvoll ist, wird rasch eine Einladung nach China ausgesprochen, um sich mit dem ≪wichtigen Kunden≫ zu treffen. Dieser ≪Kunde≫ tritt jedoch niemals in Erscheinung, er wird auch nicht namentlich benannt.
Gefährdung kann nicht ausgeschlossen werden
Alle Kosten der Reise übernimmt grosszügig die chinesische Seite. Im weiteren Verlauf werden die deutschen Zielpersonen von den nicht offen als Vertreter chinesischer Nachrichtendienste Auftretenden gebeten, gegen Bezahlung Berichte zu verfassen oder interne, sensible Informationen aus dem jeweiligen Arbeitsbereich weiterzugeben. Auch wenn bislang nur vereinzelte chinesische Anwerbungsversuche gegen andere Unternehmensangehörige und Vertreter von Wirtschaftsverbanden festgestellt wurden, kann eine grundsätzliche Gefährdung auch von Unternehmen nicht ausgeschlossen werden. Vor diesem Hintergrund regt das BfV an, Beschäftigte in Wissenschaft und Wirtschaft auf die geschilderte Methodik chinesischer Nachrichtendienste hinzuweisen. Das BfV bietet hierzu ein aktuelles Warnschreiben auf seiner Homepage www.verfassungsschutz.de an. Dieses kann dort heruntergeladen und in den internen Netzwerken von Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Verbänden veröffentlicht werden. Informationen hierzu und auch weitere Informationen zu wichtigen Themen aus dem Bereich des Wirtschaftsschutzes befinden sich auf der Informationsplattform www.wirtschaftsschutz.info